Die Geschichte des Bieres

 


die Sumerer beim Biertrinken



Codex Hammurabi



Ägypterin am Maischebottich



Ägypter beim Biertinken



Gambrinus, König von Flandern

 

Zwei Eigenschaften haben die Geschichte des Bieres im Laufe der Jahrhunderte gekennzeichnet: Die allgemeine Verbreitung, sei es bei den verschiedenen Völkern, wie in den einzelnen sozialen Schichten.
Zum ersten Fall kann man sagen, dass dort wo Ackerbau betrieben, auch Bier gebraut wurde. Die zweite Behauptung wird durch zahlreiche geschichtliche Überlieferungen dokumentiert.
Man weis nicht genau, wo das erste Bier gebraut wurde. Die einen sprechen von Mesopotamien, die anderen von Ägypten, einige sogar von Malta. Wir sind jedoch der Meinung, daß dies zu wissen nicht wichtig ist; wahrscheinlich wurde das Phänomen der Gärung rein zufällig und zugleich in verschiedenen Gegenden der Welt entdeckt.
Unterschiedlich war jedoch die Art und Weise, das Bierbrauen zu interpretieren: In Mesopotamien gab es bereits den Beruf des Bierbrauers. Sein Produkt wurde den Arbeitern als Lohn ausbezahlt, folglich bekamen die Arbeiter Bier.
Es gab jedoch bereits mehrere Typen von Bier. Man unterschied bereits dunkle, helle, rote, starke, süsse und aromatische Biere. Zusätzlich wurden den Bieren verschiedene Namen in Abhängigkeit der jeweils verwendeten Getreidesorten gegeben: Die Sikaru waren Gerstenbiere, die Kurunnu aus Spelz (Dinkel).
In Babylonien, der Stadt mit den meisten Biersorten, gab es sogar 20 verschiedene Typen von Bier, auch wenn folgende vier die am meisten verbreitet waren: Bi-Se-Bar, ein Gerstenbier, Bi-Gig, ein dunkles Bier, Bi-Gig-Dug-Ga, ein qualitativ hochwertiges, dunkles Bier und Bi-kal, das beste Produkt. Das Bier hatte auch eine religiöse Bedeutung: Es wurde z.B. während den Totenzeremonien getrunken bzw. den Göttern geopfert, um den Toten zu Preisen und dessen Ruhe zu erbitten.
Man sagt, dass Ishtar, die Göttin des Lebens, ihre Kraft aus dem Bier holte. Eine Kraft, die nicht einmal Nusku, der Gott des Feuers besiegen konnte.

Ähnlich wichtig war die Bedeutung des Bieres im alten Ägypten.
Bereits im Knabenalter wurden die Nachfahren der Pharaonen an das Bier gewöhnt; man betrachtete es damals als Nahrungsmittel und als Medizin. Die Kinder überbrachten dem Gott der Schrift Thout Bieropfer. Sie befeuchteten dabei ihre Augen und Lippen, bevor sie eine Schale Bier tranken.
Auch die schwangeren Frauen brachten der Göttin Ernenunet Trankopfer dar, damit die Ammen genügend Milch für ihre Säuglinge hätten. Interessant ist auch dass es üblich war, Kindern ein schwaches Bier oder ein mit Wasser und Honig verdünntes Bier während der Abgewöhnugszeit, wenn die Mutter keine Milch mehr hatte, abzureichen.
Die Ägypter, wie auch die Babylonier verwendeten das Bier um ihre Götter günstig zu stimmen. Es gab unzählige Gottheiten, welche mit Bier in Verbindung gebracht werden. Jedoch während es bei den Ägyptern staatliche Betriebe waren, welche Bier herstellten, blieb bei den Babyloniern das Bier ein handwerkliches Produkt. Die Pharaos selbst besaßen Bierfabriken und auf einer Inschrift wurde folgender Satz entdeckt: "Ich war jemand der Gerste anbaute:" Und von der Gerste zum Bier war es (und ist es noch immer) ein kleiner Schritt.
In Griechenland, Weinland seit Menschengedenken, wurde kein Bier gebraut. Trotzdem wurde es in rauen Mengen getrunken. Es waren importierte Produkte, vor allem aus Phönizien.
Auch während den olympischen Spielen, die größte sportliche Veranstaltung aller Zeiten, war es nicht gestattet, Wein zu trinken; folglich war das Bier das meist konsumierte alkoholische Getränk.
Auch die Etrusker und Römer waren Völker, die Wein anbauten. Es gab jedoch einige bekannte Persönlichkeiten, wie z.B. Agricola, Imperator über Britannia, der im Jahre 83 n.Chr. drei britische Braumeister aus Glevum (das heutige Gloucester) mit nach Rom zurückbrachte und das erste Pub Italiens eröffnete.
Unter den so genannten barbarischen Völkern gab es einige, die als gewaltige Biertrinker galten: Die Germanen und die Kelten. Die ersten organisierten Feste welche als Ausrede zu gewaltigen Sauffesten galten, wie z.B. der blutrünstige Wappentanz zu Ehren des kriegerischen Gottes Thyr, nach dem die Überlebenden sich die Schädel mit Bier einschlugen.
Die Kelten waren hauptsächlich in Galizien und in Britannien verbreitet, doch ihre Kultur, welche von Anfang an in Bier getränkt war, verbreitete sich hauptsächlich in Irland.

Im Mittelalter waren es vor allem die Klöster, welche das Bierbrauen betrieben. In dieser Zeit wurde ein großer qualitativer Sprung gemacht, indem Zutaten wie Hopfen verwendet wurden. Früher wurden alle möglichen Kräuter, Beeren oder Gewürze verwendet, um das Bier zu aromatisieren, die berühmteste Mischung dazu war das Gruit.
Auch die Nonnen praktizierten das Bierbrauen. Das Bier wurde den Kranken und den Pilgern verabreicht.
In England, wo das Bier Ale genannt wird, gab es Festbiere wie das Church-Ale, welches von den englischen Hausfrauen gebraut und bei kirchlichen Festen verkauft wurde. Die Einnahmen wurden zur Erhaltung der Kirche bzw. für die Klöster verwendet. In England wurde das Bier zum Nationalgetränk, da es als einziges abgekocht und somit sterilisiert wurde. Dies war von großer Bedeutung, denn das Wasser war nicht immer keimfrei. Eine Kuriosität: in England wurde der Hopfen erst spät im nationalen Bier eingeführt, welches weiterhin Ale heißt, im Gegenzug zu den kontinentalen und gehopften Bieren.
In den drei Jahrhunderten nach der Entdeckung Amerikas entstanden in Europa zahlreiche Biertypen, welche sich alle auf der einzig bekannten Gärungsart beriefen: Der obergärigen Brauweise.
Gegen der Mitte des letzten Jahrhunderts wurden spezifische Studien über die Bierhefen durchgeführt. Das Ergebnis war die untergärige Brauweise, welche heutzutage die am weitesten verbreitete Brauweise ist. Hier werden die Eigenschaften der Hefe, bei niedrigen Temperaturen aktiv zu sein, ausgenützt.

Auch wenn die untergärigen Biere die am meisten getrunkenen Biere sind, gibt es eine Tendenz zurück zur obergärigen Brauweise, deren Rezepte sich in der Geschichte verlieren.





Wie Ebbe und Flut entstanden:
Auch die germanischen Götter waren dem Bier nicht abgeneigt: Loki, der Herr der Unterwelt, forderte einst sogar den Donnergott Thor, der für seinen gewaltigen Durst bekannt war, zum Wettrinken auf. Doch Thors Bierhorn wollte und wollte sich nicht leeren: Loki hatte ihn reingelegt. Dieser hatte Thors Horn durch einen Schlauch mit dem Meer verbunden, das er vorher listigerweise mit Biergeschmack versah. Und obwohl es Thor nicht gelang, das Meer völlig auszusaufen, verursachte er mit seinen tiefen Schlucken Ebbe und Flut!